Montag, 15. Juli 2013

Studie zu «Wahrnehmungen von Hunden in der Gesellschaft»

Was die Schweizer schon 2008 wussten, wissen wir Deutschen leider immernoch nicht (oder wollen es nicht wissen)... So wurde damals in der Schweiz eine Studie durchgeführt, um die Wahrnehmung unterschiedlicher Rassen, auch teilweise mit Maulkorb auf die Gesellschaft zu testen, mit für uns sicher nicht überraschendem Ergebnis: 

SCHAFFHAUSEN/WINTERTHUR. Um zu sehen, wie die Vorurteile gegenüber Hunden in unserer Gesellschaft wirlich aussehen, wurde durch die regional verankerte Bettina Stemmler eine interessante Studie angefertigt.

Dank des kleinen Prozentteils der Tiere, welcher sich oft wegen falscher Sozialisierung und Erziehung problematisch verhält, ist die Diskussion über "gefährliche Hunde" immer wieder in aller Munde. In diesem Kontext startete die langjährige hundebegeisterte Bettina Stemmler (25) aus Birchwil ein Forschungsprojekt. Dies als Abschlussarbeit ihrer Weiterbildung zur dipl. tierpsychologischen Beraterin IET. Thema: «Wahrnehmung von Hunden in der Gesellschaft.»

Um herauszufinden, wie Menschen sich wirklich verhalten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, setzte sie eine Testperson mit einem oder mehreren Hunden auf eine Bank. Zu den «getesteten» Rassen gehörten Labrador, West Highland White Terrier, Scottish Terrier, Border Collie und Belgischer Schäferhund (Tervueren), letzterer auch mit Maulkorb. Getestet wurde jeweils mit dem Hundehalter und danach mit der Hundehalterin. Dann wurden 320 Passantenreaktionen erfasst. Und welches ist das erstaunlichste Resultat? «Hunde wirken wirklich stark auf die Passanten, jedoch abhängig von ihrem Aussehen», so Stemmler. 

So schauten 73,8 Prozent der Personen beim Vorbeigehen den Hund an. Von diesen Personen lächelten 42,2 Prozent beim Blickkontakt mit dem Tier. Rund 11,6 Prozent sprachen an, davon 78,3 Prozent aber zuerst den Hund. 
Von den Ansprechenden berührten 21,7 Prozent dann auch das Tier. «Den grössten Hinsehfaktor hatte aber unser Testhund mit dem Maulkorb mit 95 Prozent hinguckenden Passanten», so Stemmler. 

So sei der Hund mit Maulkorb deutlich häufiger angesehen worden als das gleiche Tier ohne den Bissschutz. «Es lässt sich also bezweifeln, dass der Maulkorb eine beruhigende Wirkung hat», so Stemmler.

Weitere Zahlen Bei den kleinen Hunden konnte bei den Farben kein ersichtlicher Unterschied beim Hinschauen festgestellt werden, allerdings lächelten mehr Menschen die hellfarbigen an, während es bei den grossen Hunden genau umgekehrt war. «Dies ist entgegen den Erwartungen. Es könnte aber sein, dass es der extrovertierte und freundliche Charakter des grossen, schwarzen Hundes war, der viel Lächeln auf die Gesichter zauberte. Lächeln kann auch ein Indiz von Unsicherheit sein, jedoch halte ich erstere Erklärung für plausibler», so Stemmler. 

Kaum hatte ein Hund einen Maulkorb, wurde er zum erhöhten Blickfang. Als man drei kleine Hunde auf einmal testete, wurden diese deutlich mehr angesehen als ein einzelner kleiner Hund derselben Rasse, jedoch auch häufiger angelächelt.  Für männliche Singles kann der Hund eine Bereicherung werden. So zeigte sich, dass weibliche Passanten häufiger einen Mann mit seinem Tier anlächelten als ein männlicher Spaziergänger eine Hundebesitzerin. 

Neben den Beobachtungen erstellte Stemmler aber noch einen Fragebogen mit Fotos der Tiere, um zu sehen, ob die Sympathiebewertungen mit der Realität bei Nichthundehaltern übereinstimmt. 

Der grösste Unterschied zwischen den Geschlechtern liegt wieder beim Thema Maulkorb. Während 50 Prozent der Frauen zugaben, Angst vor diesem zu haben, waren es bei den Männern gerade einmal 16,7 Prozent. «Hier vermute ich, dass es für Männer ein Problem ist, zuzugeben, Angst zu haben, dass ist sozial unerwünscht», so Stemmler.

Die gesamte Studie gibt es unter www.scotties.ch

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